Anhänger als Nachbildung zweier Brakreatenfunde. Die zwei Seiten tragen verschiedenen Abbildungen. Beide gehören zu den sogenannten "Frauenbrakteaten", auch Fürstenberg-Brakteaten genannt, zeigen also eine zentrale Vollgestalt, die aufgrund verschiedener Merkmale als weiblich interpretiert wird. Beide halten Handwerkszeuge zur Textilherstellung in den Händen, wodurch die Abbildungen als "Spinnende Göttinen" bezeichnet werden können. Spinnen und Weben galt in vielen Kulturen als Tätigkeit mit sakraler, zum Teil auch magischer Bedeutung und findet sich so noch heute in Märchen wieder.
Da die beiden ursprünglichen Brakteaten kontinentalgermanischen Ursprungs sind, stellen sie vermutlich die Göttin Frîja dar. Von dieser, die im skandinavische Raum Frigg genannt wird, heißt es, dass sie eine Spinnerin ist, und in Schweden wird das Sternbild, das bei uns als "Gürtel des Orion" bekannt ist, "Friggerock" (Friggs Rocken) genannt. Allerdings ist auch Freya mit dem Spinnen in Verbindung zu bringen, denn einer ihrer Beinamen lautet "Hörn" (Flachs).
Die Seite, die hier auf dem Foto links unten zu sehen ist, bildet den Fund aus Oberwerschen in Sachsen-Anhalt ab (IK 311). Dieser Brakteat ist, wie alle im Thüringerreich gefundenen, eine Grabbeigabe gewesen. Die abgebildete Figur trägt einen knöchellangen Rock, hat einen Oberkörper mit sichtbaren Brüsten und hält in der rechten Hand eine Handspindel.
Die Seite, die auf dem Foto rechts oben zu sehen ist, zeigt eine detailiertere Abbildung eines anderen Fundes (IK 350). Leider ist der Fundort nur als "Südwestdeutschland" bekannt, aber aufgrund eines ähnlichen Fundes aus Welschingen im Landkreis Konstanz wird auch für diesen Fund Oberbaden als Herkunftsort vermutet. Die Figur hat eine kunstvolle Hochfrisur, ebenso wie die aus Oberwerschen den weiblichen Oberkörper und den langen Rock, könnte aufgrund der recht kurzen Unterleibsdarstellung und den beiden Linien an den Beinen jedoch auf einem Stuhl thronen. Die Gerätschaften, die sie in den Händen hält, werden als Haspel zum Weiterverarbeiten des gesponnenen Fadens und als Webbaum interpretiert. Eine Haspel gehörte mit zur Ausstattung des reichen Frauengrabes in Oseberg.
(Zur Bedeutung des Webbaumes im altnordischen Kontext und zur Symbolik und Thematik der spinnenden Göttin ist in der leider inzwischen vergriffenen Ausgabe Nr. 36 der Herdfeuer-Zeitschrift ein ausführlicher Artikel von Ulrike Pohl zu finden. Auch wer in diesem Text über spinnende Göttinnen die Nornen Urd, Verdandi und Skuld vermisst, wird dort erfahren, warum.)
In der Veröffentlichung "Bruc Ealles Well - Archaeological Essays Concerning The People Of North-West Europe In The First Millenium A.D.", herausgegeben von Marc Lodewijckx, Leuven 2004, schreibt Alexandra Pesch, dass die nordischen Hersteller von Brakteaten die als Vorbild dienenden spätantiken Bildchiffren und ihre Bedeutung kannten, sich dann jedoch selbstbewusst dieser Bildsprache bedienten, auswählten und sie im eigenen Kontext verwendeten. Es sei also nicht um das Kopieren, sondern um ein eigenständiges Weiterentwickeln dieser Bildkonventionen gegangen. Die Frauenbrakteaten als Typ B7 wiederum seien unabhängig vom skandinavischen Einfluss entstanden, was daran deutlich würde, dass die detailliertesten Exemplare im Süden gefertigt wurden und der am meisten vereinfachte Fund dieser Formularfamilie als Ende einer Kopierreihe auf Fünen gefunden wurde.
Dieser Anhänger wurde im Gießverfahren hergestellt, weshalb der Begriff "Brakteat" für diese Nachbildung eigentlich nicht ganz zutreffend ist. (s.u.)
- Material Silber 925
- Größe ca. 28 x 23 mm
- Gewicht ca. 5 g
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